Zusammenleben in der Stadt
Interview mit Stadträtin Elke Kahr
Elke Kahr: "Der Druck auf die Leute wird größer"
Frau Kahr, das Land Steiermark setzt sich nun verstärkt für ein besseres Zusammenleben, vor allem im Gemeindebau ein . . .
ELKE KAHR: Das ist gut. Das Land hat bisher nicht geholfen, man konnte maximal etwas Geld für Feste abrufen.
Was ist denn aus Sicht der Wohnstadträtin notwendig?
ELKE KAHR: Ein Sonderwohnbauprogramm. Land und Bund müssen in Ballungszentren mehr leistbaren Wohnraum schaffen. Alles andere ist leeres Gerede.
Dort, wo viele Menschen in leistbaren Wohnungen leben, scheinen Konflikte die Folge.
ELKE KAHR: Dass es nur bei Gemeindemietern Probleme gibt, ist doch ein Witz. Probleme hat man überall. Ich sage, die Toleranz in unseren Wohnhausanlagen ist größer als in anderen Anlagen.
Das häufigste Problem ist?
ELKE KAHR: Lärm aller Art. Wegen der Kinder gibt es zunehmend Beschwerden. Das trifft Österreicher und Migranten.
Nimmt der Ärger zu?
ELKE KAHR: Alkoholsucht und psychische Probleme sind nicht neu. Generell wird der Druck auf arbeitende Leute aber größer, Sozialleistungen sinken. Und: Graz wächst, es kommen immer mehr Leute, nicht nur Ausländer, auch Steirer. Reich begütert sind sie nicht.
Was unternimmt die Stadt bei Konflikten unter Nachbarn?
ELKE KAHR: Seit 2009 gibt es die Siedlungsmediation bei Nachbarschaftsproblemen, das läuft sehr erfolgreich. Seit zwei Jahren bietet das Friedensbüro ein Nachbarschaftsservice an. Wir haben Stadtteilzentren am Grünanger und in der Triestersiedlung. Eine Siedlungsbetreuung etc. Wir bauen das aus.
(Kleine Zeitung, 14. 6. 13)
Veröffentlicht: 14. Juni 2013