"Vorzeigeprojekt" in Kommod-Lücke
Stadträtin Elke Kahr: "Niemand kann ernsthaft behaupten, dass sich dieses Objekt fabelhaft einfügt!"
„Es ist sattsam bekannt, dass das Kommodhaus der Spekulation zum Opfer gefallen ist“, erinnert Stadträtin Elke Kahr an die traurige Vorgeschichte. Das Kommodhaus wurde so lange sich selbst überlassen, bis es möglich war, das denkmalgeschützte Gebäude wegen „Gefahr im Verzug“ abreißen zu lassen. Die KPÖ hat sich seinerzeit vehement für den Erhalt des Kommodhauses eingesetzt – leider ohne Erfolg. Das Gebäude, das jetzt an dieser Stelle entstehen soll, wird als „Vorzeigeprojekt“ gehandelt.
„Ich stehe moderner Architektur keineswegs negativ gegenüber“, macht die Wohnungsstadträtin deutlich. Es sei auch jedem unbenommen, was gefällt und was nicht. „Aber in diesem Fall wird doch niemand ernsthaft behaupten wollen, dass dieses Objekt sich in das Umfeld einfügt, wenn es so gebaut wird, wie es auf den Plänen aussieht, so Kahr. Und sie merkt an: „Abgesehen davon wird da wohl kaum günstiger Wohnraum entstehen!“
In der Tat werden die künftigen Mieterinnen und Mieter für die extravagante architektonische Gestaltung dieses „spektakulären Vorhabens“ (O-Ton Wegraz-Geschäftsführer Dieter Johs) wohl besonders tief in die Tasche greifen müssen. Für die Investoren wird dieses Objekt bestimmt rentabel sein.
„Viele Grazerinnen und Grazer sind zu Recht der Meinung, dass in Graz der Investorenschutz ungleich wichtiger zu sein scheint, als der Schutz historischer Gebäude“, erinnert Elke Kahr an den dringenden Handlungsbedarf in Sachen Altstadtschutz.
„Nachdem der Öffentlichkeit vorgeführt wurde, was kühne Investoren – die Bezeichnung Spekulanten hört man nicht so gerne, da sie geschäftsschädigend sein könnte – trotz Denkmalschutz und Altstadterhaltungsgesetz zustande bringen, ist klar, dass es längst nicht mehr nur um das Kommod-Haus geht.“ Das sagte der ehemalige KPÖ-Stadtrat Ernest Kaltenegger bereits 2003 anlässlich des Kommod-Haus-Abrisses. Leider scheint sich die Geschichte zu wiederholen, wie aktuelle Beispiele vom Abriss bedrohter bzw. erst kürzlich geschliffener Gebäude (z. B. das Girardihaus in der Leonhardstraße, das Renaissancehaus aus dem 16. Jahrhundert am Kaiser-Franz-Josef-Kai oder die Froschkönigvilla) zeigen.
Veröffentlicht: 27. August 2015