Vor 50 Jahren: Militärputsch in Chile
Am 11. September 1973 stürzte ein Militärputsch in Chile den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende. Seine Regierung hatte seit 1970 soziale Reformen durchgesetzt. Damit geriet die Unidad Popular in Konflikt mit internationalen Konzernen und mit den USA.
Unter der Regierung der UP wurden grundlegende soziale Reformen in Chile eingeführt, die vor allem den bis dahin unterprivilegierten Schichten der Bevölkerung zugutekamen. Die Rechte der Arbeiter und der von Großgrundbesitzern abhängigen Landbevölkerung wurden gestärkt. Das Gesundheitswesen wurde reformiert und die medizinische Versorgung und allgemeine Grundversorgung mit lebensnotwendigen Gütern auch für Mittellose erleichtert. Die Alphabetisierung wurde forciert. Wichtige Schlüsselindustrien Chiles, wie etwa die Kupferindustrie, bis dahin mehrheitlich in den Händen US-amerikanischer Konzerne, wurden verstaatlicht. Heute ist bewiesen, dass Henry Kissinger und die CIA die Putschpläne unterstützten und das faschistische Putschistenregime förderten, das bis 1990 an der Macht blieb.
Dieses Gewaltregime forderte zahlreiche Opfer: Salvador Allende selbst, der Nobelpreisträger Pablo Neruda, der Sänger und Komponist Victor Jara und tausende Anhänger Allendes wurden getötet, in Lagern festgehalten oder ins Ausland vertrieben. Höhnischer Kommentar von Diktator Pinochet: „Die Demokratie muss von Zeit zu Zeit in Blut gebadet werden“.
Experimentierfeld für den Neoliberalismus
Auch in Österreich gab es eine große Solidaritätsbewegung mit den Opfern des Pinochetregimes. In der Steiermark strahlte der ORF auf Ersuchen des überparteilichen Solidaritätskomitees die letzte Rede von Salvador Allende aus. Bundeskanzler Kreisky öffnete die Grenzen unseres Landes für Flüchtlinge aus Chile.
Die Lehren
Der Versuch eines demokratischen Wandels der Gesellschaft war in Chile brutal unterbrochen worden. Welche Lehren musste die fortschrittliche Bewegung daraus ziehen? Diese Frage wurde damals leidenschaftlich diskutiert.
50 Jahre danach erinnern wir daran, dass jeder Schritt in Richtung einer gerechteren Gesellschaft erkämpft werden muss. Dabei darf man etwas niemals vergessen: Wenn die Privilegien der Mächtigen in Gefahr sind, kann es sein, dass für sie die demokratischen Spielregeln weniger wichtig sind als ihre Interessen.
Aus der letzten Rede von Salvador Allende
"Ich kann euch versichern, dass ich die Gewissheit habe, dass nichts verhindern kann, dass die von uns in das edle Gewissen von Tausenden und Abertausenden Chilenen ausgebrachte Saat aufgehen wird. Sie haben die Gewalt, sie können zur Sklaverei zurückkehren, aber man kann weder durch Verbrechen noch durch Gewalt die gesellschaftlichen Prozesse aufhalten. Die Geschichte gehört uns, es sind die Völker, die sie machen.(…)
Ich glaube an Chile und sein Schicksal. Es werden andere Chilenen kommen. In diesen düsteren und bitteren Augenblicken, in denen sich der Verrat durchsetzt, sollt ihr wissen, dass sich früher oder später, sehr bald, erneut die großen Straßen auftun werden, auf denen der würdige Mensch dem Aufbau einer besseren Gesellschaft entgegengeht."
Veranstaltungen
Filmvorführung. Chile, 11. September 1973: Der Oberbefehlshaber des Heeres, Augusto Pinochet, stürzt die Regierung der Unidad Popular. Präsident Salvador Allende kommt beim Sturm des Militärs auf das Regierungsgebäude „La Moneda“ ums Leben. Die Regisseure Heynowski und Scheumann porträtieren das Land vor und nach diesem historischen Ereignis. Dabei arbeiten sie die Verwicklungen US-amerikanischer Firmen heraus, die durch Verstaatlichungen in Chile entmachtet wurden.
Dem Film wird eine inhaltliche Einleitung von Ernest Kaltenegger vorangehen.
WANN - Dienstag, 26. September, 19 Uhr
WO - KPÖ Bildungszentrum, Lagergasse 98a, Graz
50 Jahre Militärputsch in Chile
Chile Abend im Volkshaus. Dabei werden Ines Konrad und Alex Melinz unterlegt mit Bildaufnahmen über den Militärputsch, die Überwindung der Diktatur in den 1990er-Jahren und die großen Massenproteste gegen die neoliberale Politik in den letzten Jahren sprechen. Ernest Kaltenegger wird über die Solidarität mit dem sozialistischen Aufbruch Chiles und die Unterstützung für die später vom Pinochet-Regime verfolgten Linken in Österreich und der Steiermark sprechen. Und Berndt Luef wird mit einem Ensemble die von ihm komponierte Suite „Chile, 11.09.1973“ aufführen. Ausklingen wird der Abend mit chilenischen Empanadas und Rotwein.
WANN - Freitag, 6. Oktober, 19 Uhr
WO - KPÖ-Bildungszentrum, Lagergasse 98a, Graz
Veröffentlicht: 11. September 2023