Vor 50 Jahren: Militärputsch in Chile

Am 11. September 1973 stürzte ein Militärputsch in Chile den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende. Seine Regierung hatte seit 1970 soziale Reformen durch­gesetzt. Damit geriet die Unidad Popular in Konflikt mit internationalen Kon­zernen und mit den USA.

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Der Arzt Dr. Salvador Allende wurde 1973 durch einen Militärputsch gestürzt. Eine jahrzehntelange Diktatur folgte, die noch immer nicht aufgearbeitet ist. (Foto: James N. Wallace, Public domain, via Wikimedia Commons)

Unter der Regierung der UP wurden grundlegende sozia­le Reformen in Chile eingeführt, die vor allem den bis dahin unter­privilegierten Schichten der Be­völkerung zugutekamen. Die Rechte der Arbeiter und der von Großgrundbesitzern abhängigen Landbevölkerung wurden ge­stärkt. Das Gesundheitswesen wurde reformiert und die me­dizinische Versorgung und all­gemeine Grundversorgung mit lebensnotwendigen Gütern auch für Mittellose erleichtert. Die Alphabetisierung wurde forciert. Wichtige Schlüsselindustrien Chi­les, wie etwa die Kupferindustrie, bis dahin mehrheitlich in den Händen US-amerikanischer Kon­zerne, wurden verstaatlicht. Heute ist bewiesen, dass Henry Kissinger und die CIA die Putschpläne unterstützten und das faschisti­sche Putschistenregime förderten, das bis 1990 an der Macht blieb.

Dieses Gewaltregime for­derte zahlreiche Opfer: Salvador Allende selbst, der Nobelpreis­träger Pablo Neruda, der Sänger und Komponist Victor Jara und tausen­de Anhänger Allendes wurden getötet, in La­gern festgehalten oder ins Ausland vertrieben. Höhnischer Kommen­tar von Diktator Pino­chet: „Die Demokratie muss von Zeit zu Zeit in Blut gebadet werden“.

Experimentierfeld für den Neoliberalismus

Auch in Öster­reich gab es eine große Solidaritätsbewegung mit den Opfern des Pi­nochetregimes. In der Steiermark strahlte der ORF auf Ersuchen des überparteilichen Solidaritäts­komitees die letzte Rede von Sal­vador Allende aus. Bundeskanzler Kreisky öffnete die Grenzen unseres Landes für Flüchtlinge aus Chile.

Die Lehren

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Arzt Salvador Allende war zwischen 1970 und 1973 Präsident von Chile (Foto: Biblioteca del Congreso Nacional de Chile, via Wikimedia Commons)
Foto: © Biblioteca del Congreso Nacional de Chile, via Wikimedia Commons

Der Versuch eines demo­kratischen Wandels der Ge­sellschaft war in Chile brutal unterbrochen worden. Welche Lehren musste die fortschrittliche Bewegung daraus ziehen? Diese Frage wurde damals leidenschaft­lich diskutiert.

50 Jahre danach erinnern wir daran, dass jeder Schritt in Richtung einer gerechteren Gesellschaft erkämpft werden muss. Dabei darf man etwas niemals vergessen: Wenn die Privilegien der Mächtigen in Gefahr sind, kann es sein, dass für sie die demokratischen Spiel­regeln weniger wichtig sind als ihre Interessen.

Aus der letzten Rede von Salvador Allende

"Ich kann euch versichern, dass ich die Gewissheit habe, dass nichts verhindern kann, dass die von uns in das edle Gewissen von Tausen­den und Abertausenden Chilenen ausgebrachte Saat aufgehen wird. Sie haben die Gewalt, sie kön­nen zur Sklaverei zurückkehren, aber man kann weder durch Ver­brechen noch durch Gewalt die gesellschaftlichen Prozesse auf­halten. Die Geschichte gehört uns, es sind die Völker, die sie machen.(…)

Ich glaube an Chile und sein Schicksal. Es werden andere Chi­lenen kommen. In diesen düsteren und bitteren Augenblicken, in denen sich der Verrat durchsetzt, sollt ihr wissen, dass sich früher oder später, sehr bald, erneut die großen Straßen auftun werden, auf denen der würdige Mensch dem Aufbau einer besseren Ge­sellschaft entgegengeht."

Veranstaltungen

Der Krieg der Mumien

Filmvorführung. Chile, 11. September 1973: Der Oberbefehlshaber des Heeres, Augusto Pinochet, stürzt die Regierung der Unidad Popular. Präsident Salvador Allende kommt beim Sturm des Militärs auf das Regierungsgebäude „La Moneda“ ums Leben. Die Regisseure Heynowski und Scheumann porträtieren das Land vor und nach diesem historischen Ereignis. Dabei arbeiten sie die Verwicklungen US-amerikanischer Firmen heraus, die durch Verstaatlichungen in Chile entmachtet wurden.

Dem Film wird eine inhaltliche Einleitung von Ernest Kaltenegger vorangehen.

WANN - Dienstag, 26. September, 19 Uhr
WO - KPÖ Bildungszentrum, Lagergasse 98a, Graz

 

50 Jahre Militärputsch in Chile

Chile Abend im Volkshaus. Dabei werden Ines Konrad und Alex Melinz unterlegt mit Bildaufnahmen über den Militärputsch, die Überwindung der Diktatur in den 1990er-Jahren und die großen Massenproteste gegen die neoliberale Politik in den letzten Jahren sprechen. Ernest Kaltenegger wird über die Solidarität mit dem sozialistischen Aufbruch Chiles und die Unterstützung für die später vom Pinochet-Regime verfolgten Linken in Österreich und der Steiermark sprechen. Und Berndt Luef wird mit einem Ensemble die von ihm komponierte Suite „Chile, 11.09.1973“ aufführen. Ausklingen wird der Abend mit chilenischen Empanadas und Rotwein.

WANN - Freitag, 6. Oktober, 19 Uhr
WO - KPÖ-Bildungszentrum, Lagergasse 98a, Graz

 

 

100 Jahre Franz Muhri

11-10-24 KPÖ ge­denkt ih­res lang­jäh­ri­gen Vor­sit­zen­den. Franz Muh­ri, der lang­jäh­ri­ge Vor­sit­zen­de der KPÖ, wä­re am Sams­tag 100 Jah­re alt ge­wor­den; er wur­de am 12. Ok­tober 1924 in Steye­regg in der West­s­tei­er­mark als Sohn ei­nes Berg­manns ge­bo­ren.

Ein Dorf in der Stadt

26-07-23 Am Grün­an­ger - ein Stadt­teil mit be­weg­ter Ge­schich­te. Um die Jahr­tau­send­wen­de wä­re bei­na­he der Ab­riss der „Ba­ra­cken­sied­lung“ Grün­an­ger er­folgt, hät­ten sich nicht der da­ma­li­ge Woh­nungs­stadt­rat Er­nest Kal­te­neg­ger, sei­ne Nach­fol­ge­rin El­ke Kahr und zahl­rei­che Per­so­nen und In­i­tia­ti­ven vor Ort für den Er­halt ein­ge­setzt.

Veröffentlicht: 11. September 2023