Vernunft eingekehrt – Impfpflicht ausgesetzt
Nach Monaten der Verunsicherung und großem Vertrauensverlust in die Arbeit der Bundesregierung ist nun endlich Vernunft eingekehrt: Die Impfpflicht wird für zumindest drei Monate ausgesetzt. Der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer ist erleichtert über diese Entscheidung.
„Ich bin sehr froh, dass die Regierung letzten Endes doch zur Vernunft gekommen ist und die Impfpflicht aussetzt. Diese hätte das Potential gehabt, die Bevölkerung noch weiter zu spalten. Ich bin daher auch weiterhin gegen diese Impfpflicht. Zentral ist nun, die gelinderen Mittel in der Bekämpfung der Pandemie wieder zu forcieren, statt alle Maßnahmen pauschal aufzuheben. Ich plädiere für eine bundesweite Impfkampagne und für ein Beibehalten der kostenlosen Tests. Die Bundesregierung sollte zumindest diesmal so vorausblickend sein und sich möglichst gut auf den Herbst vorbereiten“, sagt Robert Krotzer.
Bereits mehrfach hat Krotzer auf die vielschichtige Problematik einer Impfpflicht hingewiesen und sich für gelindere Mittel eingesetzt, zuletzt Mitte Februar, als sich bereits abzeichnete, dass diese nicht wirklich notwendig, vor allem jedoch nicht umsetzbar ist. Für diese Haltung ist er aus den Reihen der ÖVP scharf kritisiert worden. Kaum einen Monat später ist nun alles anders. Jene, die damals die Herangehensweise der KPÖ verurteilt haben, sind nun umgeschwenkt und halten die Impfpflicht für nicht mehr notwendig. „Ich begrüße den Schwenk der Bundesregierung. Noch mehr würde ich mich jedoch freuen, wenn statt des allseits bekannten parteipolitischen Hickhacks, den die Menschen in diesem Land zurecht satthaben, nun auch eine sachliche und faktenbasierte Debatte möglich ist“, so Krotzer weiter.
Ja, die Covid-Schutzimpfungen sind und bleiben das wichtigste Instrument in dieser Pandemie, die unsere Gesellschaft schon viel zu lang im Griff hat. Die Impfungen senken die Gefahr schwerer Krankheitsverläufe, minimieren die Infektiosität und verhindern unsagbares menschliches Leid, viele weitere Todesfälle und eine Überlastung unseres Gesundheitswesens. Deshalb wird es wichtig sein, das Angebot einer kostenlosen Impfung kontinuierlich aufrecht zu erhalten.
Zudem müssen wir unser Augenmerk auch der gesamtgesellschaftlichen Situation widmen. Die Corona-Pandemie droht sich sonst zu einer psychosozialen und sozialökonomischen Pandemie auszuweiten. Bereits jetzt ist die Anzahl von Personen mit psychischen Erkrankungen stark angestiegen, ebenso die Zahl jener, die von sozialem und ökonomischen Abstieg betroffen sind. Einsamkeit, Depression, drohende Obdachlosigkeit oder Ängste, wie man sich nächsten Winter die Heizung leisten sollen betreffen immer mehr Menschen – ihnen zu helfen sollte die vordringlichste Aufgabe sein, um eine weitere Spaltung der Gesellschaft zu verhindern.
Veröffentlicht: 11. März 2022