Formel1 am Schloßberg
Unsensibel und anachronistisch
„Während bei dem schönen Wetter die Feinstaub- und NOX-Werte täglich steigen, werden den Grazer_innen, bei diesem Event sogar am ökologisch wertvollsten innerstädtischen Zufluchtsort die Abgase um die Nase geblasen. Für eine angebliche Öko-Stadt in der grünen Steiermark macht das ein ganz schlechtes Bild!", so KPÖ-Gemeinderätin Christine Braunersreuther.
Am 26. Juni 2019 ist im Rahmen der Partnerschaft „Schloßberg grüßt Spielberg“ ein besonderes Highlight geplant: Der amtierende Österreich-GP-Sieger Max Verstappen soll im Rahmen eines Showruns mit seinem Red-Bull-Racing-Boliden nicht nur durch die engen Gassen der Grazer Innenstadt jagen, sondern sogar im Renntempo zum „Gipfelsturm auf den Schloßberg“ rasen – bis zu den Kasematten, wie medial angekündigt wurde. Durch diese spektakuläre Fahrt eines Weltstars im 900-PS-Geschoß auf den Schloßberg soll das Formel-1-Fieber bei den Motorsport-Fans auch in Graz ordentlich befeuert werden.
Das Ziel der Projektpartnerschaft „Schloßberg grüßt Spielberg“ ist klar: Die zahlreichen Initiativen rund um die Grand-Prix-Wochenenden sollen auf beiden Seiten – sowohl in Spielberg als auch in Graz - die Wirtschaft und den Tourismus beleben, ein Ansinnen, das grundsätzlich legitim und nachvollziehbar ist.
„Doch wenn jetzt selbst der Schloßberg, der im Steirischen Naturschutzgesetz als „Geschützter Landschaftsteil“ ausgewiesen ist, als Bühne für dieses Renn-Ereignis herhalten soll, sollte man sich doch einmal fragen, wo die Grenzen für diese Aktivitäten im Interesse eines perfekten Formel-1-Feelings zu setzen sind“, so KPÖ-Gemeinderätin und Naturschutzsprecherin Christine Braunersreuther. Sie hat daher für die morgigen Gemeinderatssitzung eine Anfrage an Bürgermeister Nagl vorbereitet.
Dass diese Grenzen bislang äußerst flexibel gehandhabt werden, zeigt auch ein kürzlich in der „Woche Graz“ erschienener Leserbrief (siehe unten):
Eine ältere Dame, die ihr 70-jähriges Maturajubiläum mit ehemaligen inzwischen teilweise gehbehinderten Schulkolleginnen am Schlossberg feiern wollte, bekam keine Sondergenehmigung für die einmalige Fahrt mit dem Taxibus auf den Schlossberg. Laut Behörde sei ein 70-jähriges Maturajubiläum kein ausreichender Grund für eine Fahrt durch diesen schützenswerten Landschaftsteil.
„Das Maturajubiläum der betroffenen Dame war wohl nicht prestigeträchtig genug“ ärgert sich Braunersreuther über derartig willkürliche Entscheidungen.
Auch wäre zu erklären, wie dieses öffentliche Motorsportspektakel im Rahmen der Positionierung der Stadt Graz als „Öko-Stadt“, die die „sanfte Mobilität“ propagiert, zu rechtfertigen ist.
Zu diesen Überlegungen und der Frage, ob der Schloßberg, aus Respekt vor seiner kulturgeschichtlichen Rolle, zukünftig vor ähnlichen klimaschädlichen Aktionen geschützt wird, soll Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl nun Stellung beziehen.
Veröffentlicht: 5. Juni 2019