U-Bahn-Utopien lösen keine Probleme
Elke Kahr: „Wir sollten uns auf die Hausaufgaben konzentrieren.“
„Das Aufzeigen von Zukunftsszenarios ist schon in Ordnung. Lösungen für den Alltag braucht es aber jetzt. Und da gibt es viel zu tun“, reagiert Verkehrsstadträtin Elke Kahr auf heute von Bürgermeister Siegfried Nagl, Vizebürgermeister Mario Eustacchio und Holding-Vorstand Wolfgang Malik geäußerte Überlegungen zu U-Bahn- und Stadtseilbahnprojekten für Graz.
Kahr verweist im Gegenzug auf immer offensichtlicher zu Tage tretende Defizite in der Stadtplanung. Im Gefolge des starken Zuzugs hinke die Infrastruktur vor allem an den Stadträndern immer mehr hinterher: „Bei uns kommen täglich Wünsche nach Gehwegen, Beleuchtung, besseren Haltestellen usw. Die städtischen Abteilungen wissen nicht, wie sie den ständig wachsenden Nachholbedarf mit den knappen personellen und finanziellen Ressourcen bewerkstelligen sollen“.
Die Mini-U-Bahn wurde ja schon in den 1990er-Jahren von der ÖVP propagiert, die Pläne blieben aber bekanntermaßen in der Schublade. An der Gondel entlang der Mur wird von „Projektleiter“ Malik auch schon etliche Jahre herumgetüftelt, zuletzt kam auch noch die „Sport- und Erholungslinie“ über den Plabutsch nach Thal hinzu. Allein letzteres Projekt, das noch dazu praktisch keine verkehrliche Wirkung hat, kostet 25 Millionen Euro. Kahr: „Für all diese Pläne muss einiges an Geld in die Hand genommen werden - Mittel, die natürlich anderswo fehlen.“
Kahr fordert erneut die Konzentration auf die Hausaufgaben, zuvorderst die dringend notwendigen Ausbauvorhaben der Straßenbahn als Rückgrat und der Buslinien als wichtige Netzergänzung. Neben der Umsetzung der drei Neubaulinien (Reininghaus, Innenstadtentflechtung, Smart City) gelte es nun, das Bus-System im Westen neu aufzusetzen – Teil 1 wird im Mai dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt. – Die Kapazitätsprobleme bei den Straßenbahnen sollten rasch mit der Verlängerung der Cityrunner angegangen werden. Gerade der Beschluss zur Finanzierung des letzteren Vorhabens sei dringend notwendig.
Veröffentlicht: 11. April 2018