Thomas Kovacic 1948–2015
Trauerrede von Ernest Kaltenegger
Wenn jemand nach langer Krankheit oder im hohen Alter stirbt, so ist sein Tod für die Hinterbliebenen schmerzlich. Stirbt jedoch jemand, mit dem man gerade erst zusammen gewesen war, mit dem man noch viel vor hatte, noch vieles besprechen wollte, dann ist der Tod unfassbar. So geht es derzeit wohl allen von uns.
Mit Thomas Kovacic ging ein guter Vater, Großvater, Freund und Genosse, ein großherziger Mensch. Wir bleiben zurück mit vielen Erinnerungen an gemeinsame schöne aber auch schwere Stunden, an alles was uns mit Thomas verbunden hat.
Geboren 1948, wuchs Thomas im Haus Grieskai 46 auf. Nicht nur für die Organisation Kinderland, deren Gründung hier 1946 von den Familien Kovacic und Marinitsch vorbereitet wurde, hat dieses Haus historische Bedeutung.
In den letzten Kriegsmonaten trafen sich hier Mitglieder der Steirischen Kampfgemeinschaft, die unter Einsatz des eigenen Lebens gegen die Nazi-Diktatur und für die Wiedererrichtung eines unabhängigen Österreich kämpften. Zu diesen mutigen Kämpferinnen und Kämpfern gehörte unter anderen auch die Mutter von Thomas, Adelheid „Adi“.
Sein Vater Josef „Pepo“ war nach der Befreiung vom Faschismus der erste KPÖ-Stadtrat in Graz und zuständig für das Wohnungswesen in dieser äußerst schwierigen Zeit.
Das politische Umfeld seiner Eltern sollte auch Thomas prägen und sein ganzen Leben begleiten. Teilnahme an den Kinderland-Ferienaktionen, später aktiv in der Freien Österreichischen Jugend, dann auch Gruppenleiter, Heimleiter oder Bademeister bei den Kinderland-Ferienaktionen. Immer mehr engagierte sich Thomas beim steirischen Kinderland, dessen anerkannter und geschätzter Obmann er 1994 wurde bis er 2001 diese Funktion in jüngere Hände legte.
Aber auch weiterhin konnten Kinderland und die KPÖ auf Thomas zählen, so als Landeskassier und Obmann des Bezirkes Graz bis zu seinem Tod. Seit der letzten Gemeinderatswahl war er als KPÖ-Bezirksrat in Gries für die Bevölkerung im Einsatz. Selbst sein Talent als Koch stellte er zu Verfügung. Sein Schweinsbraten bei den Gruppenleiterseminaren war legendär und auch für die Besucherinnen und Besucher des Volkshausfestes, des 1. Mai-Festes oder anderer Veranstaltungen gehörte Thomas am Essenstand zum vertrauten Bild, das wir in Zukunft wohl sehr vermissen werden.
Ebenso wie die schönen gemeinsamen Stunden. Thomas war ein außerordentlich geselliger Mensch, mit dem ihm eigenen Humor konnte er wunderbare Geschichten erzählen. Dabei war Thomas alles andere als ein oberflächlicher Spaßmacher. Er war auch ein sehr feinfühlender und hilfsbereiter Mensch.
Als ich Anfang der 70er-Jahre wieder einmal auf Wohnungssuche war, bot er mir spontan an, so lange bei ihm wohnen zu dürfen, bis ich etwas geeignetes gefunden habe. So habe ich auch viele schöne Erinnerungen an die Wohnung im Haus Grieskai 46: An die gemeinsamen Feiern und Kartenrunden mit Freunden, an spannende Diskussionen und an den Spaß den wir hatten, als wir - um das politische Establishment etwas zu ärgern – politisch nicht ganz korrekte Aktionen ausheckten.
Dann kam auch der Zeitpunkt, wo für Thomas ein neuer Lebensabschnitt begann. Nach der Hochzeit mit seiner Frau Anneliese wurde Kapfenberg und die Familie von Anneliese zum fixen Bezugspunkt in seinem Leben. Seine besondere Liebe galt seiner 1972 geborenen Tochter Michaela. Sehr gut erinnere ich mich noch an das Strahlen von Thomas als wir gemeinsam ins Krankenhaus nach Bruck an der Mur fuhren, um die beiden zu besuchen. Mit Anneliese und Michaela begann für ihn die Zeit eines außerordentlich harmonischen Familienlebens. Umso schwerer war es für ihn als 1987 Anneliese bei einem tragischen Tauchunfall ums Leben kam.
Auch hier konnte man dann die menschlichen Qualitäten von Thomas erkennen. Er setzte alles daran, dass Michaela das Gymnasium in Graz abschließen und dann in Wien studieren konnte. Durch die innige Verbindung zueinander erwuchs eine Beziehung voller Respekt und gegenseitiger Wertschätzung. Thomas bewertete oder urteilte nicht. Er beobachtete jeden Schritt seiner Tochter und unterstützte sie in allen ihren Entscheidungen.
Als Michaela Armin heiratete hieß er diesen herzlich willkommen und betrachtete ihn vom ersten Tag an als Familienmitglied. Ein besonderes Ereignis stellte im Jahr 2004 die Geburt seiner Enkelin Nina dar. Er überhäufte sie zu jedem erdenklichen Anlass mit Geschenken und genoss sichtlich jede Minute, die er mit ihr verbringen konnte.
Wenn es um seine Enkelin ging, war das Beste gerade gut genug. Als für Nina im Garten ein Kinderhäuschen geplant war packte er sein Werkzeug in den Kofferraum und fuhr für eine Woche nach Wien, um gemeinsam mit seinem Schwiegersohn ein Kinderspielhaus inklusive Rutsche zu bauen. Wer Thomas kannte, weiß dass dieses Häuschen für die Ewigkeit gebaut wurde. Thomas war kein Mann der halben Sachen. Wenn er etwas tat oder machte, dann immer voller Hingabe.
Um seine Familie zu besuchen, fuhr er gerne für mehrere Tage nach Wien, wo er bei seinem Schwager Heinz und dessen Frau Maria wohnte. In bewährter Familientradition stand hier die Tür für ihn immer offen und so wurde für Thomas die Spargelfeldgasse zu seiner zweiten Heimat. Egal ob Zahnarzttermin, Kindergeburtstag, Weihnachtsfest oder Radausflug, hier war er oft und gerne anzutreffen.
Thomas reiste aber nie mit leeren Händen an. Entgegen jeglichen Beteuerungen seitens der Familie ließ er es sich nicht nehmen, jedes Mal etwas mitzubringen. Besonders die legendären Weihnachtstruthähne die fallweise weder in den Kühlschrank, noch in das Backrohr passten, werden immer in Erinnerung bleiben.
Thomas wusste viel, aber niemals etwas besser. Es war nicht seine Art sich aufzudrängen, aber jeder in der Familie und von seinen Freunden wusste, dass man jederzeit auf ihn zählen konnte.
Nun Thomas, wo wir uns für immer von Dir verabschieden müssen, bleibt uns nur noch ein letztes Dankeschön zu sagen für alles was Du für uns getan hast. Auch wenn Du gestorben bist, in unserer Erinnerung wirst Du weiterleben.
Veröffentlicht: 17. Juli 2015