Stadion Liebenau: Sicherheitsfragen im Mittelpunkt
Ob es in der Merkur-Arena künftig jeweils eigene Fansektoren für Sturm und GAK geben soll, ist nicht nicht zuvorderst eine Frage des Geldes, sondern vor allem eine der Sicherheit, betont Stadtrat Manfred Eber (KPÖ). Nach den gewalttätigen Vorfällen beim letzten Derby wurde das auch von Polizei und Veranstaltungsbehörde eingemahnt.
„Wir haben gegenüber den Vereinen die Karten offen auf den Tisch gelegt. Die von den Behörden aufgebrachten Fragestellungen haben wir den Vereinen am Montag mitgeteilt. Daraufhin haben sich die Vereine eine Bedenkzeit von zwei Wochen gewünscht, um sich intern darüber abzustimmen“, erklärt Stadtrat Eber. Weil in Medien anders behauptet hält er unmissverständlich fest: „Wir stehen jeder Variante offen gegenüber. Jedoch müssen die Sicherheit der Zuschauer und des Personals gewährleistet sein und alle Sicherheitsauflagen erfüllt werden.“
Das würden die unterschiedlichen Varianten bedeuten
Eine Drei-Sektoren-Lösung wirft neben Sicherheitsbedenken seitens der Behörden auch organisatorische Problemfelder auf, über die die Vereine informiert wurden. Da der aktuelle GAK-Fansektor 22 im Sinne einer „Gleichstellung“ um weitere Sektoren auf der Südseite des Stadions erweitert werden sollte (Sektoren 22–25), entsteht eine räumliche Nähe zum Auswärtssektor. Das bringt folgende Fragestellungen mit sich:
- Ein GAK-Heimderby, bei dem die Sturm-Fans im Auswärtssektor wären, ist für die Behörden aufgrund des Sicherheitsrisikos ein absolutes No-Go. Eine Alternative könnte sein, wenn die Vereine für Derbys die Vereinbarung treffen würden, dass sie sich gegenseitig 4.000 Karten anstatt der üblichen 1.500 (10 Prozent Kartenkontingent für Auswärtsfans) zur Verfügung stellen, damit bei jedem Derby die Sturm-Fans auf der Nord- und die GAK-Fans auf der Südtribüne Platz nehmen könnten.
- Bei GAK-Heimspielen, die als Risikospiele eingestuft werden (gegen Rapid, Austria, LASK, BW Linz), wäre ein Spiel zwar durchführbar, jedoch laut Behörden höchst problematisch. Sektor 26 wäre bei GAK-Spielen unverkäuflich und müsste als dauerhafter Puffersektor fungieren, der während der Spiele mit ständiger Polizeipräsenz besetzt und zusätzlich abgesperrt werden müsste. Weil die Vereine den Polizeieinsatz im Stadion (nicht rund um das Stadion) bezahlen müssen, entstehen daraus zusätzliche finanzielle Belastungen.
- Zusätzliche sechs neue Drehkreuze im südlichen Eingangsbereich wären notwendig, um die Besucherströme schnell abzufertigen.
- Zusätzliche Absperrelemente seitlich des GAK-Sektors sowie des Sturm-Sektors und im „Puffersektor“ 26 wären erforderlich.
- Da der Wunsch besteht, dass die beiden Fan-Sektoren den gleichen Standard aufweisen, müssten vor allem beim modularen Sitz/Stehplatz-System, wie es auf der Nordtribüne der Fall ist, Nachrüstungen erfolgen. Die Vereine müssten von Spieltag zu Spieltag wechselseitig die Steh- in Sitzplätze und umgekehrt umbauen. Dies würde bedeuten, dass rund 5.000 Steh- und Sitzplätze jede Woche geändert werden müssten. Diese zusätzlichen Kosten müssen, wie bisher auch auf der Nordkurve bei Bundesliga- und UEFA-Spielen, von den Vereinen getragen werden.
- Die Behörden sehen die räumliche Nähe zwischen dem GAK-Heimsektor und dem Sturm-VIP-Gebäude, welches im Süden des Stadions positioniert ist, als problematisch an.
- Die 3-Sektoren-Variante würde mit sich bringen, dass im gesamten Zuschauerbereich des Stadions 8 unüberwindbare Absperrelemente (zweimal auf der Nordtribüne, zweimal im Sektor 22+, einmal im Puffersektor, und dreimal im Auswärtssektor) installiert würden. Aufgrund der damit einhergehenden Sichtbeschränkung würden Glaselemente, die doppelt so viel kosten wie Metallzäune, auf den ersten Blick vorteilhaft sein. Jedoch bestehen Bedenken, dass die Glaswände mit Graffitis und Pickerln versehen werden, was wiederum zu Sichteinschränkungen und erhöhtem Pflegeaufwand führen würde.
Bei einer Zwei-Sektoren-Lösung, also wenn Sturm- und GAK-Fans beide auf der Nordkurve beheimatet sind, würden alle oben erwähnten Maßnahmen obsolet werden. Natürlich ist diese Variante für die Fans höchst emotional.
Zeit drängt
„Die Vereine müssen sich darüber klar werden, welche Variante – mit allen Vor- und Nachteilen – sie bevorzugen. Beim nächsten Treffen werden Polizei und Behördenvertreter den Vereinsverantwortlichen die Bedenken persönlich erläutern. Auch laden wir gerne je einen Vertreter der Fangruppierungen dazu ein“, so Eber abschließend.
Dabei spielt auch der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle, da mit Saisonbeginn Anfang August die baulichen Maßnahmen umgesetzt werden sollten. Stadtrat Eber hat nach den gewalttätigen Ausschreitungen beim letzten Derby einen Sicherheitsgipfel mit den Vereinen, der Polizei, dem Stadionmanagement und der Behörde einberufen. Dort haben die Vereine versprochen, bis Ende Jänner ihr Sicherheitspaket zu präsentieren. Das hat sich von Seiten der Vereine bis Mitte März verzögert. „Dennoch bin ich optimistisch, dass wir diese Fragen in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gemeinsam und rasch klären werden“, so Eber.
Veröffentlicht: 12. April 2024