Prognose 2050: 54.000 Menschen weniger in der Obersteiermark
Kommentar von Renate Pacher
Die Landesstatistik hat die Bezirksprognosen der Österreichischen Raumordungskonferenz für die Bevölkerungsentwicklung präsentiert. Die Ergebnisse geben Anlass zur Sorge. Die Prognose für die Jahre 2015 bis 2050 geht davon aus, dass Graz und die Grazer Umlandgemeinden einen Zustrom von rund 95.000 Menschen haben werden. Die anderen Bezirke müssen einen Rückgang verkraften.
Besonders für die obersteirischen Bezirke sieht es schlimm aus. Der Bezirk Murau wird mit einem Rückgang von rund 23 Prozent fertig werden müssen. Der Bezirk Murtal soll rund 11.300 BewohnerInnen verlieren. Insgesamt werden bis 2050 rund 54.000 Menschen weniger in der Obersteiermark leben als jetzt. Schon jetzt hat unsere Region mit der Abwanderung zu kämpfen, es soll noch schlimmer kommen.
Der wichtigste Grund in einer Region zu bleiben sind die vorhandenen Arbeitsplätze. Seit dem EU-Beitritt gingen in Österreich zehntausende Vollarbeitsplätze verloren. Allein Post und ÖBB bauten fast 45.000 Stellen ab. Seit 1995 wurden in der steirischen Industrie hauptsächlich durch Privatisierungen und Rationalisierungen 15.000 Arbeitsplätze vernichtet. Die Entscheidungen der Politik: Schließung von Krankenhäusern oder Abteilungen, Schulen, Postämtern, Polizeiposten oder Nebenbahnen, die Bezirks- und Gemeindezusammenlegungen – das alles hat die Lage noch verschlimmert.
Zum Beispiel wurde die Stadt Knittelfeld durch die Bezirkszusammenlegung geschwächt. Wichtige Institutionen, wie das Bezirksgericht, gingen verloren. Abteilungen der BH, die Handelskammer oder die Arbeiterkammer wurden abgesiedelt. Für die in vielen Sonntagsreden geforderte Stärkung des ländlichen Raums bräuchte es eine andere Politik: Eine Politik des Aufbaus und der Schaffung von Arbeitsplätzen im öffentlichen Bereich statt der scheibchenweisen Aushöhlung und Vernichtung von Infrastruktur.
Renate Pacher, KPÖ-Stadträtin in Knittelfeld
Veröffentlicht: 14. Juni 2016