Politiker früher impfen?
Ein Kommentar von Robert Krotzer
Nein, im Gegensatz zu etlichen Bürgermeistern bin ich als Grazer Gesundheitsstadtrat noch nicht gegen Covid geimpft: Genau wie hunderttausende SteirerInnen habe ich mich bei steiermark-impft.at angemeldet und warte – genau wie hunderttausende SteirerInnen auch –wohl noch ziemlich lange.
Und ja, dass der oberösterreichische FPÖ-Politiker Haimbuchner auf der Intensivstation beatmet werden muss, ist tragisch – genau wie jeder andere Fall schwerer oder vielleicht sogar tödlicher Covid-Verläufe. Dass deshalb aber manche die Vorreihung von Politikern fordern, lässt mich kopfschüttelnd zurück.
Tagtäglich erhalte ich verzweifelte Anrufe und E-Mails von älteren oder vorerkrankten Menschen, die endlich wissen wollen, wann ihr Impf-Termin ist. Sie wollen die tiefen Sorgen, Ängste und schwerwiegenden (Kontakt-)Einschränkungen endlich hinter sich lassen.
Weil das Grazer Gesundheitsamt aus der Impf-Planung des Landes Steiermark rausgefallen ist, kann ich nur an die Landesregierung verweisen, deren Impf-Organisation und -Kommunikation mehr als ausbaufähig ist – und die die Abwicklung der Impfstraßen (wohl gegen sehr viel Geld) an eine Privatklinik(!) ausgelagert hat.
Statt Extra-Würstel für Politiker braucht es eine Lösung der dringenden Probleme. Und dazu gehört für mich auch, Impfstoffe auch aus China, Russland oder anderen Staaten ernsthaft zu erwägen. Das wäre jedenfalls hilfreicher als das arrogante Naserümpfen von EU-Vertretern und manchen Journalisten über vermeintlichen „Dritte-Welt-Impfstoff“.
Auch die Aufhebung der Patente muss angegangen werden. Denn sie liefert uns auf Gedeih und Verderb Pharmakonzernen aus, obwohl die Impfstoff-Entwicklung weitgehend mit Steuergeld finanziert wurde.
Robert Krotzer ist Stadtrat für Gesundheit und Pflege in Graz.
Kontakt: robert.krotzer@stadt.graz.at
Tel.: 0316 872-2070
Veröffentlicht: 24. März 2021