Olympia 2026
Start zur Volksbefragung
„Wir haben uns bei einer Versammlung unserer Mitglieder gestern entschlossen, Unterschriften für eine Volksbefragung zu sammeln.“ Mit diesen Worten eröffnete Stadträtin Elke Kahr die heutige Pressekonferenz. 10.000 gültige Unterschriften von Grazerinnen und Grazern sind notwendig, damit eine Volksbefragung abgehalten werden muss.
Bürgermeister Nagl will, dass Graz sich als „Host City“ für die Olympischen Winterspiele bewirbt. „Bürgermeister Nagl will die Bewerbung ohne Volksbefragung durchziehen. Wäre er sich so sicher, dass die Grazerinnen und Grazer hinter diesem Ansinnen stehen, hätte er nicht gezögert, eine Volksbefragung durchzuführen“, so Kahr. „Aber wir wollen nicht warten, bis der Zug rollt und viel Geld in die Hand genommen wird. Eine finanziell so weitreichende Entscheidung darf nicht über die Köpfe der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler hinweg getroffen werden“, so Kahr. Sie verwies auf eine Studie der Universität Oxford, der zufolge fast alle olympische Spiele bisher das 3fache des veranschlagten Budgets betragen haben. (https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2804554)
Laut – niedrig angesetzter – Prognosen sollen die Olympischen Spiele 1,2 Mrd. Euro kosten. Damit wären die Ausgaben für das 2wöchige Event höher als die gesamten Ausgaben der Stadt Graz in einem ganzen Jahr. Zum Vergleich: Das Grazer Budget für 2018 samt geplanter Investitionen wurde mit 1.134.508.700,- Euro, also rund 1,13 Mrd. Euro veranschlagt.
Allein für die Olympia-Bewerbung werden 8 bis 9 Millionen Euro prognostiziert. Bereits am 15. März soll im Gemeinderat die Entscheidung fallen, den sogenannten „Letter of Intent“ für die Olympischen Winterspiele an das IOC abzuschicken.
„In allen Städten, die Olympia-Austragungsorte waren, sind die Lebenserhaltungskosten gestiegen, die Preise in der Gastronomie, die Miet- und Wohnkosten haben sich massiv verteuert.“, fasste Kahr die zu erwartenden negativen Konsequenzen für Graz zusammen.
Stadtrat Robert Krotzer erinnerte an die für das heurige Grazer Budget beschlossene 5-Prozent-Sperre bei allen Subventionen, die angeblich dazu dienen soll, das Grazer Budget zu retten. „Ein bis zwei Millionen soll das bringen“, stellte Krotzer einen Vergleich mit den 8 Millionen Bewerbungskosten an. „Im Gesundheitsbereich beträgt das Subventionsbudget heuer 180.000 Euro. Mit 8 Millionen könnten wir dieses Budget 40 Jahre lang bestreiten“, so Krotzer.
„Die KPÖ will Olympia ohne Gigantomanie“ ist ein ehrenwerter Vorsatz, aber völlig unrealistisch“, ergänzte LAbg. Claudia Klimt-Weithaler. Deshalb wird die KPÖ auch im Landtag eine dringliche Anfrage an Sport- und Finanzlandesrat Lang richten. Sie will erfahren, wie das Land Steiermark zu einer finanziellen Beteiligung an den olympischen Spielen, aber auch zu einer Volksbefragung zum Thema. Klimt-Weithaler erinnerte daran, dass gerade in jüngster Zeit minimalste Ausgaben des Landes, wie z. B. die Wohnbeihilfe oder die Mindestsicherung für Obdachlose gekürzt worden sind.
KPÖ-Klubobmann Eber, der jahrelang in Innsbruck gelebt hat, brachte das Beispiel Tirol ins Spiel, wo die Bevölkerung erst im vergangenen Jahr sich gegen eine Bewerbung für Olympia 2026 ausgesprochen hat. „Mit gutem Grund. Schließlich haben in Innsbruck zweimal olympische Spiele stattgefunden und die Mietpreise und Lebenserhaltungskosten in Innsbruck sind heute die höchsten österreichweit“, so Eber. „In Tirol ist man übrigens von 15 Millionen Euro für die Bewerbung ausgegangen.“
„Man will, dass die Menschen sich an den Gedanken gewöhnen, dass man an Entscheidungen der Politik nichts mehr ändern kann“, sagte Stadträtin Kahr. „Aber das darf nicht passieren. Deshalb werden wir alle Anstrengungen darauf verwenden, die notwendigen Unterschriften für die Volksbefragung zu Olympia 2026 noch vor dem Sommer zusammenzubekommen.“
Unterschriftenlisten können ab sofort im KPÖ-Gemeinderatsklub (Tel. 0316 872 2151) angefordert, aber auch unter folgendem Link heruntergeladen werden:
Veröffentlicht: 31. Januar 2018