Nazibuch in Grazer UB ausgestellt
KSV-Mandatar protestiert
In der Vorweihnachtszeit trauten aufmerksame BesucherInnen der Grazer Uni-Bibliothek ihren Augen nicht: Unter den ausgestellten Neuerwerbungen fand sich ein Buch mit dem Titel „Russland 1941 – Tagebuch eines Blutzeugen“. Der Autor Emil Klein war ein Nazi der ersten Stunde und nahm bereits am Hitler-Putsch 1923 in München teil. Im so genannten „Dritten Reich“ war er hoch-rangiger HJ- und NSDAP-Funktionär und nahm an den antisemitischen Pogromen im November 1938 aktiv teil. Der im Rahmen der Entnazifizierung als Hauptbelasteter eingestufte Klein legte seine faschistische Gesinnung nie ab. Seine niedergeschriebenen Erlebnisse über die Teilnahme am verbrecherischen Feldzug Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion wurden nun vom Verlag ZeitReisen neu aufgelegt. Im Sortiment dieses rechtslastigen Verlags finden sich unzählige weitere Bücher, in denen der deutsche Faschismus, die Wehrmacht und die Nazi-Verbrechen verherrlicht werden. Beworben wird dieses Buch unter anderem vom Deutsche Stimme-Verlag der NPD oder der neonazistischen Webseite Weltnetzladen. Der KSV stellte eine Anfrage an die Leitung der Uni-Bibliothek und verlangte eine Erklärung, warum ein solches Buch angekauft und kommentarlos öffentlich ausgestellt wurde.[\i]
„Braunes“ Buch in UB öffentlich ausgestellt!
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Doktor Schlacher!
Mit Entsetzen musste ich in den Tagen vor Beginn der Weihnachtsferien feststellen, dass sich unter den öffentlich ausgestellten Neuerwerbungen der Grazer Universitätsbibliothek ein Werk mit dem bereits vielsagenden Titel „Russland 1941 – Tagebuch eines Blutzeugen“ befand. Der Autor dieses Buches, Emil Klein, war ein Nazi der ersten Stunde und nahm bereits am Hitler-Putsch in München 1923 teil. Im so genannten „Dritten Reich“ war Klein hochrangiger HJ- und NSDAP-Funktionär und nahm an den antisemitischen Pogromen im November 1938 aktiv teil. Seine faschistische Gesinnung legte er auch nach 1945 nicht ab, wovon auch die Veröffentlichung seiner Notizen und die Selbstbezeichnung als „Blutzeuge“ zeugen.
Ebenso ist der „ZeitReisen“-Verlag, in dem das Buch erschienen ist, in einschlägigen Kreisen nicht unbekannt. Im Sortiment dieses Verlages befinden sich unzählige weitere Bücher, in denen der NS-Faschismus und die Wehrmacht verherrlicht sowie die Nazi-Verbrechen verharmlost. Es wundert daher kaum, dass ein solches Buch auch vom „Deutsche Stimme“-Versand der neofaschistischen NPD oder der neonazistischen Webseite „Weltnetzladen“ beworben wird, wo es auch käuflich erworben werden kann.
Was mich aber sowohl wundert, wie erschüttert, ist die Tatsache, dass die Universitätsbibliothek Graz ein solches Buch gänzlich unkommentiert im Gang zum Lesesaal der Hauptbibliothek öffentlich ausstellt.
Für mich wirft diese Angelegenheit folgende Fragen auf, zu denen ich Sie bitte, Stellung zu nehmen:
1) Warum wurde das Buch „Russland 1941 – Tagebuch eines Blutzeugen“ von der UB Graz angeschafft?
2) Wenn dieses Buch – wie ich hoffe – als Quelle (!) für wissenschaftliche Zwecke erworben wurde, wieso wurde es dann kommentarlos ausgestellt, als wäre es Standard-Literatur?
3) Können Sie ausschließen, dass derartige Bücher künftig öffentlich präsentiert werden?
4) Wie handhabt die UB Graz generell den Ankauf von Büchern von rechtslastigen Verlagen?
Mit freundlichen Grüßen
Robert Krotzer
Veröffentlicht: 20. Januar 2012