Olympia-Studie: Mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet
Nach der heutigen Präsentation der Machbarkeitsstudie sagt Klubobmann Manfred Eber: „Wir werden die Studie natürlich noch eingehend studieren, bevor wir ein endgültiges Urteil abgeben können. Tatsächlich wurden aber heute mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.“
Eine ganz wesentliche Frage betrifft das Thema Infrastruktur. „Man muss bedenken, zur Infrastruktur zahlt das IOC nichts dazu. Das hat auch Samaranch anlässlich seines Besuches neulich bei der Stadtregierungssitzung betont“, so Eber. Denn während eingangs behauptet wurde, es wäre keine zusätzliche Infrastruktur vonnöten, konnte kein Ort für die Eröffnungs- bzw. Schlusszeremonie der Olympischen Spiele in Graz benannt werden. Man habe im Süden von Graz bereits Grundstücke für eine solche Lokalität ausfindig gemacht, hieß es. Wie das Gebäude auf diesem Gelände aussehen und finanziert werden soll, darauf wurde nicht eingegangen.
Auch zum Thema Verkehr in Graz wurde wenig gesagt, außer, dass es ein entsprechendes Verkehrskonzept brauche. Die Innsbrucker Machbarkeitsstudie hatte das zusätzliche Verkehrsaufkommen mit knapp 16.000 PKW und über 1000 Bussen in der Stadt pro Tag beziffert. „Die Olympischen Spiele finden zur Feinstaubhochsaison statt. Was das für Graz bedeutet, kann man sich kaum vorstellen. Unrealistisch ist anzunehmen, dass wir zu dem Termin bereits mit Wasserstoffautos unterwegs sein werden, wie Markus Pichler behauptet hat“, so Eber. Auch zusätzliche Flugbewegungen würden stattfinden.
Zu den Sicherheitskosten mit 45 Millionen direkt in den Sportstätten und zusätzlich nur 50 Millionen vom Bund sagt Eber: „Das scheint mir nicht realistisch.“ Zum Vergleich: Bei den Sommerspielen in London 2012 war dafür eine Milliarde Euro nötig.
Nicht eingerechnet in diese Machbarkeitsstudie werden auch die unmittelbaren Kosten für die Bevölkerung: Wohnen wird teurer, die Lebenserhaltungskosten steigen. So brachte allein die Ski-WM 2013 in Schladming eine Steigerung der Immobilienpreise um 30 %.
Die KPÖ sammelt deshalb Unterschriften für eine Volksbefragung. “Wir haben bereits mehr als 10.000 Unterschriften beisammen, sammeln aber weiter und werden die Unterschriften noch in den Sommermonaten einreichen“, so Stadträtin Elke Kahr. „Dann liegt es an Bürgermeister Nagl, ob die Bevölkerung vor dem GR-Beschluss zur Bewerbung befragt wird“, sagt Kahr. „Die Grazerinnen und Grazer müssen das Recht bekommen, über eine so weitreichende und folgenschwere Entscheidung für ihre Stadt mitzubestimmen.“
Veröffentlicht: 28. Juni 2018