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Kultur braucht gute Bedingungen

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KPÖ-Kultursprecherin Christine Braunersreuther wundert sich, dass Bürgermeister Nagl der Kulturpolitik plötzlich so großen Stellenwert einräumt. Am Kulturdialog haben er und sein Neounterszützer Michael Grossmann nicht teilgenommen.

„Natürlich werde ich, wie viele andere auch, weiter Kulturpolitik aus Leidenschaft und mit vollem Einsatz für die AkteurInnen der Szene machen“ verspricht KPÖ-Kultursprecherin Christine Braunersreuther. Angesichts der vom ehemaligen SP-Kulturstadtrat und späteren Vorsitzenden des Kulturausschusses Michael Grossmann unterstützten ÖVP-Forderung Kulturpolitik braucht Menschen, die brennen zieht sie allerdings Realitätsnähe vor.

Denn dass der Kulturpolitik von Bürgermeister Siegfried Nagl und seinem Neo-Unterstützer Grossmann so ein großer Stellenwert eingeräumt wird, wie die beiden im Rahmen der heutigen Pressekonferenz betonen, wundert Braunersreuther etwas. Beim kürzlich stattgefundenen Kulturdialog, initiert durch den Kulturbeirat der Stadt Graz, zu dem alle SpitzenkandidatInnen und die KultursprecherInnen der Parteien eingeladen waren, zur Kulturpolitik Stellung zu nehmen, waren die beiden nämlich gar nicht anwesend. „Dabei war dort ein ideales Forum gewesen, Ideen für die Kulturpolitik mit den zahlreich anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Szene zu diskutieren und abzugleichen“, betont sie.
 

Graz: Nur 1 Prozent Kulturbudget – als ehemalige Kulturhauptstadt

Die Forderung nach mehr Geld für die Kultur sieht Braunersreuther mehr als berechtigt. Denn, darauf weist die KPÖ schon seit vielen Jahren hin, mit 1 Prozent des Gesamtbudgets hat Graz als ehemalige Kulturhauptstadt das deutlich geringste Kulturbudget im österreichweiten Städtevergleich. Darunter leiden die großen Häuser ebenso wie die so genannte freie Szene. Diese wäre jedoch 2015 beinahe an den, von ÖVP, SPÖ und FPÖ abgesegneten, Kürzungen der Landesförderungen zerbrochen. „Einige Projekte standen im laufenden Betrieb vor dem drohenden Aus, sie konnten nur die Jonglieren des Kulturamtes und zum Teil durch Unterstützung aus dem KPÖ-Sozialfond vor der Verschuldung bewahrt werden“, erinnert die Kultursprecherin.

Die Forderung nach einem kulturpolitischen Leitbild wird jedoch viele, durchaus international etablierte, Kulturschaffende verärgern. Denn, und das kann Christine Braunersreuther als Museologin und Kuratorin nur unterstützen: Wie Kultur aussieht und wo ihre Schwerpunkte liegen, das sollen und müssen die Kulturschaffenden entscheiden und nicht die Politik. Was Kulturschaffende brauchen, sind gute Bedingungen, die es ihnen ermöglichen, zukunftsweisende Projekte zu entwickeln. „Dazu gehören unter anderem langfristige Förderverträge – welche aber in der vergangenen Periode auf ein Jahr gekürzt worden wäre, wäre es nach der ÖVP gegangen“, so Braunersreuther.


KPÖ-Skepsis bei Kunstmessen

Eine Professur für Bildende Kunst in Graz zu etablieren, ist eine langjährige KPÖ-Forderung, die längst überfällig ist. Ideen wie die Stärkung der Lichtkunst und die einer Kunstmesse sind jedoch neu. Ob sie den Grazer Kulturschaffenden zugutekommen, da ist Braunersreuther skeptisch. Denn Kunstmessen, auch wenn sie regional verortet sind, stärken in der Regel eher den Wirtschaftsstandort und eventuell den Tourismus, Künstlerinnen und Künstler partizipieren aber meist wenig am Erfolg.

Veröffentlicht: 24. Januar 2017

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