Kultur: Arbeit muss auch bezahlt werden!
Prekarisierung im Kulturbetrieb darf nicht zunehmen
Die Steiermark hat national wie international den Ruf einer lebendigen und vor allen Dingen qualitativ hochwertigen Kunst- und Kulturszene. Dies soll auch so bleiben. Ein Kommentar von Christine Braunersreuther.
Schenkt man den ersten Sätzen zum „Kulturland Steiermark“ des neuen Regierungsübereinkommens glauben, so soll das steirische Kunst- und Kulturschaffen volle Unterstützung erfahren.
Wer jedoch weiterliest, muss sich fragen, ob sich die Regierenden jemals Gedanken darüber gemacht haben, wie es zu diesem guten Ruf kommt und wer dafür verantwortlich ist. Das sind nämlich die KulturarbeiterInnen, die hoch professionell und mit vollem Einsatz für diesen Ruf tätig sind – und das meist bei geringer Entlohnung. Wer jemals im Kulturbereich beschäftigt war weiß, dass es sowohl in der freien Szene wie auch in etablierten Häusern nur mehr wenige unbefristete Stellen gibt, von einer Bezahlung, die der Ausbildung und Qualifikation angemessen ist, ganz zu schweigen. Durch zunehmende Kürzungen in dem Bereich wird dem prekären Arbeiten laufend Vorschub geleistet, die Arbeitslosenquote ist im Kulturbereich überdurchschnittlich hoch. Laut Regierungsvereinbarung sollen diese prekär Beschäftigten nun auch noch durch Ehrenamtliche ersetzt werden.
„In Anbetracht der budgetären Situation des Landes Steiermark soll von den Kulturgesellschaften des Landes Steiermark die Einbeziehung des Ehrenamtes von kulturinteressierten Steirerinnen und Steirern stärker forciert werden“, so lautet der Wortlaut der Begründung. Dabei wird jedoch vergessen, dass Interesse für Kultur noch lange keine Kenntnis der Kulturarbeit ist.
Ehrenamtliche auf ein annähernd professionelles Arbeitsniveau zu bringen bedeutet Zusatzarbeit, die in den ohnehin meist prekären Verhältnissen im Kulturbetrieb kaum zu leisten ist. Gutes, professionelles Kulturschaffen kann nur in einem stabilen Umfeld stattfinden! Die KPÖ wendet sich daher entschieden gegen eine weitere Prekarisierung im Kulturbetrieb, denn das Kulturland Steiermark soll nicht auf Kosten der KulturarbeiterInnen leben!
Christine Braunersreuther ist Museologin und Kultursprecherin der KPÖ Graz
Veröffentlicht: 29. Juni 2015