„Kriegsmüde hat man immer zu sein.“ (Karl Kraus)

Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10. Dezember hat KPÖ-Stadtrat Robert Krotzer bei einer Veranstaltung in der Arbeiterkammer Steiermark folgende Grußworte an die Teilnehmer:innen gerichtet.

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Anlässlich des Internationalen Tags der Menschrechte erinnert Robert Krotzer daran, dass es gerade jetzt "Stimmen für Frieden, für Völkerfreundschaft, für ein Schweigen der Waffen, für Abrüstung der Worte und der Waffensysteme, für Versöhnung" braucht.
Foto: © Antonia Renner

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste der Enquête „Krieg und militärische Bedrohung: Gibt es friedliche Lösungen?“

Ich darf Sie herzlich begrüßen und es ist mir eine große Freude hier für die Stadt Graz und in Vertretung von Bürgermeisterin Elke Kahr teilnehmen zu können und zu Ihnen sprechen zu dürfen. Zunächst darf ich herzliche Grüße von unserer Bürgermeisterin überbringen und bedanke mich ganz herzlich für die Organisation und für die Durchführung dieser Veranstaltung bei allen Verantwortlichen. Ein besonderes Dankeschön gilt der Grazer Initiative für Frieden und Neutralität GIFFUN, die anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte zum wiederholten Mal den Themen Frieden und Neutralität eine wichtige Stimme in unserer Stadt gibt.

Ich darf meinen Worten zwei bewegende Zitate großer Kämpfer für den Frieden voranstellen, die auch hundert Jahre später nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben und aus ihrer Zeit bis heute gültige Worte gefunden haben, die ich niemals so treffend finden könnte. Ich darf den großen Schriftsteller Karl Kraus mit den Worten zitieren: 

Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat. Kriegsmüde sein, das heißt müde sein des Mordes, müde des Raubes, müde der Lüge, müde der Dummheit, müde des Hungers, müde der Krankheit, müde des Schmutzes, müde des Chaos. War man je zu all dem frisch und munter?... Kriegsmüde hat man immer zu sein, das heißt nicht nachdem, sondern ehe man den Krieg begonnen hat.

Der deutsche Schriftsteller Kurt Tucholsky wiederum verfasste im Jahr 1924 für Die Weltbühne seine Beschreibung von Verdun:

„Hier war das Niemandsland: drüben auf der Höhe lagen die Deutschen, hüben die Franzosen. [...] Hier mordeten sie, Mann gegen Mann, Handgranate gegen Handgranate. Im Dunkeln, bei Tag und bei Nacht. […] Hier vorn arbeiteten sie für die Fabrikherren viel besser und wirkungsvoller. Die Rüstungsindustrie war ihnen Vater und Mutter gewesen; Schule, Bücher, die Zeitung, die dreimal verfluchte Zeitung, die Kirche mit dem in den Landesfarben angestrichenen Herrgott – alles das war im Besitz der Industriekapitäne, verteilt und kontrolliert wie die Aktienpakete. Der Staat durfte die Nationalhymne singen und Krieg erklären. Gemacht, vorbereitet, geführt und beendet wurde er anderswo. [...] Da zerfleischten sich einheitlich aufgebaute ökonomische Schichten, da wütete das Volk gegen sich selbst, ein Volk, ein einziges: das der Arbeit. Hinten rieben sich welche voller Angst die Hände. [...]“

Diese beiden Auszüge sollen uns vor Augen führen, welche Verrohung, welchen Bruch mit der Menschenwürde, welchen Diebstahl an Lebensglück jeder Krieg bedeutet. Krieg ist ein fürchterliches Verbrechen an der Menschheit. 100 Jahre sind vergangen seit Karl Kraus und Kurt Tucholsky ihre Texte verfasst haben und doch leben wir genau heute in einer Welt, in der Krieg für die Mächtigen in Ost und West wieder zu einem Mittel geworden ist. Ein Mittel, um wirtschaftliche und geopolitische Interessen durchzusetzen. Der Blick in die Zeitung, die Kriegsberichterstattung, der vielfache Ruf nach immer schwereren Waffen für die Kriegsschauplätze dieser Welt, das Propagieren von Kriegslogik und militärischen Lösungen, das beständige Schüren von Feindbildern, das Säen von Hass zwischen Menschen und Völkern – all das gibt uns täglich ein Bild über den erschreckenden Zustand unserer Welt.

Gerade in einer solchen Zeit braucht es Stimmen für Frieden, für Völkerfreundschaft, für ein Schweigen der Waffen, für Abrüstung der Worte und der Waffensysteme, für Versöhnung. Angesichts der menschlichen Opfer auf den Kriegsschauplätzen unserer Welt von der Ukraine bis zum Nahen Osten, aber auch der vielen sozialen Probleme in allen Ländern, der weltweiten Armut oder der globalen Klimakrise muss es im Interesse der Menschheit die erste Aufgabe sein, jeden Krieg so rasch wie möglich zu beenden. Dafür braucht es mutige Stimmen in allen Ländern, nicht zuletzt hier in Österreich mit seiner verfassungsmäßig verankerten immerwährenden Neutralität. Darum danke ich der GIFFUN für die heutige Veranstaltung und die Initiative dazu, die im Einklang mit der städtischen Erklärung zur Friedensstadt Graz ist, die heuer im Juni mehrheitlich vom Gemeinderat beschlossen wurde.

In dieser heißt es: „Vor dem Hintergrund der Neutralität Österreichs verpflichtet sich die Stadt Graz dem Frieden und erklärt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die österreichische Neutralitätspolitik aktiv zu unterstützen. Im Besonderen bedeutet das eine ausdrückliche Anerkennung und Bestärkung von unparteiischen und vermittelnden Maßnahmen zur Herstellung bzw. Erhaltung des Friedens.“

Somit darf ich uns einen informativen, inspirierenden und mutmachenden Abend wünschen und darf mit der großen Pazifistin Bertha von Suttner schließen: „Die Waffen nieder!“

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Veröffentlicht: 11. Dezember 2024