Ist das gerecht?
Ein Soldat, der jetzt in der Pandemie während oder nach seiner Grundausbildung an der Grenze seinen Dienst versieht, bekommt dafür 3.000 Euro monatlich netto.
Eine Pflegehelferin, die jetzt in der Pandemie einen der wohl wichtigsten und schwersten Berufe und widrigsten Bedingungen ausübt, bekommt laut Kollektivvertrag nicht einmal die Hälfte.
Bitte nicht missverstehen: Das Bundesheer hat bei den Testungen hervorragende Arbeit geleistet und durch seine organisatorische Erfahrung viele Schnitzer der Bundesregierung ausgleichen können. Die jungen Soldaten und Soldatinnen, die sich bei dieser Eiseskälte in Spielfeld oder Mureck die Füße in den Bauch stehen, sind auch nicht zu beneiden.
Aber wenn man bedenkt, dass essenziellen Berufsgruppen – den Beschäftigten im Gesundheitswesen, in der Müllentsorgung und der Reinigung, in der Produktion und im Handel, in der Verwaltung und in sozialen Einrichtungen, bei Post, Zustelldiensten und im Transportwesen – ein Corona-Tausender verweigert wird. Dass die Beschäftigten der steirischen Spitäler nicht einmal 200 Euro Prämie bekommen, dann ist das ein Missverhältnis, das nicht zu akzeptieren ist. Noch dazu, wo Millionäre und Milliardäre in der Coronakrise immer reicher und reicher werden.
Das Entsetzlichste daran ist die Verwunderung der Verantwortlichen über den Personalmangel in den Pflegeberufen. Das ist – gerade jetzt – ein Knochenjob. Verständnis oder gar Wertschätzung dafür scheint es bei den zuständigen Politikern und Politikerinnen aber nicht zu geben.
Es braucht endlich Gerechtigkeit in diesem Bereich. Und es muss endlich allen bewusst werden, dass gute Arbeitsbedingungen und faire Gehälter besser gegen Personalmangel wirken, als jede Image- und Werbekampagne.
Robert Krotzer ist Stadtrat für Gesundheit und Pflege in Graz.
Kontakt: robert.krotzer@stadt.graz.at
Tel.: 0316 872-2070
Veröffentlicht: 14. Januar 2021