Heinrichstraße: Radweg-Absage völlig unverständlich

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„Ja, Detailprobleme müssen gelöst werden und Anwohner:innen, die auf das Auto angewiesen sind, brauchen Parkplätze. Aber deshalb kann man doch nicht einfach eine sichere Radweg-Anbindung der Uni absagen“, so Bezirksvorsteher Hanno Wisiak (KPÖ).
Foto: © Simon Gostentschnigg

„Unverständlich und leichtfertig“ findet der Geidorfer Bezirksvorsteher Hanno Wisiak (KPÖ) die Entscheidung von Verkehrslandesrätin Claudia Holzer (FPÖ), die Errichtung eines sicheren Radwegs in der Heinrichstraße abzusagen. „Dass die Heinrichstraße zur Hauptradroute werden soll, geht auf Pläne zurück, die 2020 noch mit dem FP-Vizebürgermeister Mario Eustacchio präsentiert worden sind“, (siehe hier) schüttelt Wisiak den Kopf.

„Es steht außer Frage, dass Detailprobleme gelöst werden müssen und dass Anwohner und Anwohnerinnen, die auf das Auto angewiesen sind, Parkplätze brauchen. Diese Probleme gilt es zu lösen. An einer leistungsfähigen und sicheren Fahrradanbindung der Universität sollte aber festgehalten werden“, so der Bezirksvorsteher. Die Zinzendorfgasse, wie von Holzer insinuiert, hält der Geidorfer für ungeeignet. 

„Die ist eine Begegnungszone und sollte nicht zum Rad-Highway werden. Im Sinne der Gewerbetreibenden sollte der Rad-Durchzugsverkehr nicht hin-, sondern eher wegverlegt werden“, betont Wisiak.

Die mediale Debatte greift vielfach zu kurz, meint Wisiak und fasst sieben Punkte zusammen, die nicht unter den Tisch fallen sollten.

 

  1. Die Hauptradroute wurde 2019 vom Land nicht von ungefähr in die Heinrichstraße gelegt. Sie soll nämlich nicht nur die Uni (wenn man vom Bahnhof über die Keplerbrücke kommt) anbinden, sondern auch weiter Richtung Osten führen.
  2. Nicht unwesentlich zu wissen: Die Festlegung darauf erfolgte nicht durch die aktuelle Grazer KPÖ-Grüne-SPÖ-Koalition, sondern 2019 durch Schwarz-Rot im Land und Schwarz-Blau in der Stadt.
  3. Dass es in der Debatte um 50 Parkplätze geht, ist ein Irrtum (und hoffentlich nicht bewusst irreführender Spin) der neuen Landesrätin. Diese wurden schon vorab und zusammen mit den durch die Umgestaltung der Zinzendorfgasse weggefallenen Stellplätzen durch das Anwohnerparken kompensiert.
  4. Woran es in der Heinrichstraße gehapert hat, ist, dass es noch keine gescheite Lösung für Anlieferungen gab. Für die 3 Goldenen Kugeln hatte man eine ansatzweise Lösung, für andere, die näher am Glacis sind, war man noch auf der Suche.
  5. Mit der Neugestaltung hätte man auch dafür gesorgt, dass sich die Busse nicht mehr mit den Autos mitstauen, sondern pünktlicher werden.
  6. Interessant sind auch die Zahlen, die 50 stehenden Autos gegenüberstehen: 2.000 Radfahrer:innen täglich sowie 11.000 Fahrgäste in Bussen (Stand Mai 2024). Das ist insofern wichtig, als dass die Parkplätze kein Privateigentum sind. Sie befinden sich auf öffentlichem Gut. Und meines Erachtens sollte öffentliches Gut nicht einigen Wenigen vorbehalten sein, sondern möglichst gerecht verteilt.
  7. Die Zinzendorfgasse wurde zur Begegnungszone – und nicht zum Rad-Highway. Es sollte sich dort etwa so verhalten, wie in der Begegnungszone im Bereich zwischen Mariahilferplatz und Lendplatz. Auch dort kann man radeln, aber wenn man von Süd nach Nord will, nimmt man eher den Radweg entlang der Mur.
    Dass soviel und so schneller Radverkehr in der Zinzendorfgasse herrscht, ist wohl der Punkt, der die meisten Leute dort stört. Den Geschäftstreibenden und Bewohner:innen wurde es auch immer so kommuniziert, dass ein nicht unwesentlicher Teil des Radverkehrs sich nach dem Umbau in die Heinrichstraße verlagern kann. Die Zinzendorfgassen-Wirtschaftstreibenden (zahlenmäßig jedenfalls mehr als in der Heinrichstraße) haben mit der Entscheidung vermutlich weniger Freude.

Veröffentlicht: 14. Februar 2025