Girardihaus gerettet – Baurechtsvertrag aber mit Pferdefuß!
Das stark heruntergekommene Girardihaus in der Leonhardstraße wird nun auf Kosten der Stadt Graz renoviert. „Nach jahrelanger Vernachlässigung und Ignoranz des Verfalls hat der Grazer Bürgermeister nun endlich dem Druck von Bürgerinitiativen, Denkmalschützer*innen und politischen Organisationen nachgegeben“, so KPÖ-Altstadtsprecherin Christine Braunersreuther.
Stück für Stück und Jahr für Jahr verfiel das Geburtshaus des großen Schauspielers Alexander Girardi, das einst ein traditionsreiches Kellerlokal war. Zuletzt musste die Baubehörde – kurz vor dem 170. Geburtstag des namensgebenden Volksschauspielers – für das geschichtsträchtige Haus einen Abbruchbescheid erstellen, da aufgrund des baufälligen Zustands des Hauses die Gefahr bestand, dass Passant*innen zu Schaden kommen. „Den baulich katastrophalen Zustand hat sowohl der Hausbesitzer zu verantworten, der seinen Profitinteressen folgend den Verfall billigend in Kauf genommen hat, aber auch die Stadt, die sehenden Auges zugewartet und nie ernsthafte Initiativen gesetzt hat“, kritisiert KPÖ-Gemeinderätin Christine Braunersreuther.
Viele Jahre lang mahnte die KPÖ ein, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Braunersreuther hebt vor allem den unermüdlichen Einsatz des früheren KPÖ-Gemeinderats und Altstadtsprechers Andreas Fabisch hervor. Fabisch hatte sich von Beginn an für einen Erhalt stark gemacht. „Dass das Girardihaus nun endlich als gerettet betrachtet werden kann, ist auch das Verdienst von Andreas Fabisch“, betont die Kommunistin. Allerdings kritisiert sie auch: „Die Renovierung hätte wesentlich weniger gekostet, wenn der Bürgermeister nicht jahrelang geschlafen und schon früher fachkundigem Rat gefolgt wäre.“
Laut Presseaussendungen des Bürgermeisters plant man, im Girardihaus ein Museum einzurichten. Allerdings haben Museen einen langfristigen Auftrag. Derzeit ist jedoch lediglich vorgesehen, dass das Haus Graz das Baurecht für 35 Jahre erhält und das Haus in dieser Zeit zu sanieren hat. Danach wird der Stadt Graz ein Vorkaufsrecht eingeräumt. „Wenn wir Pech haben, verlangt der Besitzer in 35 Jahren den vollen Preis für ein top saniertes Haus in attraktiver Innenstadtlage, das zuvor auf Kosten der Allgemeinheit renoviert wurde“, befürchtet Braunersreuther. Ein Passus, der vorsieht, dass die substanziellen Renovierungskosten im späteren Kaufpreis berücksichtigt werden, fehlt nämlich. „Hier muss die Rathauskoalition dringend nachbessern!“, mahnt Braunersreuther daher zu Nachverhandlung mit dem Besitzer.
Christine Braunersreuther ist Gemeinderätin der KPÖ Graz.
Kontakt: christine.braunersreuther@gmx.net
Veröffentlicht: 17. Dezember 2020