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Elke Kahr: „Bim statt Gondel“

Nach widersprüchlichen Signalen des Verkehrsministers fordert KPÖ-Stadträtin objektive ÖV-Systemvergleich

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Die Grazer Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) will auf die Verbesserung eines bewährten Systems wie der Straßenbahn setzen statt teuren und unerprobten Projekten wie der Mur-Gondel nachzujagen.

„Mir ist nicht bekannt, was eine Gondel bei der Schaffung von multimodalen Verkehrsknoten, also der Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel, mehr bringen würde als die Straßenbahn.“ Das sagte die Grazer Stadträtin Elke Kahr als Reaktion auf mediale Äußerungen von Verkehrsminister Norbert Hofer. Es scheint, als würde er ein Standseilbahn-Projekt bevorzugen. Damit wird indirekt auch eine mögliche Unterstützung seitens des Bundes verknüpft, kritisiert Kahr.

Die Rede ist davon, dass die größeren Städte unter dem Titel  Schaffung bzw. Ausbau von „Nahverkehrsknoten“ auch in den Genuss von Bundesförderungen kommen könnten, so wie dies von Wien seit Jahrzehnten für die U-Bahn praktiziert wird. Interessanterweise wird in der erst jüngst präsentierten Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung, von Elisabeth Köstinger und Hofer präsentiert, explizit der Ausbau der Straßenbahn unter die Leuchtturm-Projekte gereiht, wobei auch Graz namentlich erwähnt wird.

Kahr sieht in den von der Rathaus-Koalition verfolgten Ideen einer Gondel von Puntigam entlang der Mur bis Andritz sowie eine U-Bahn als Ost-West-Verbindung „Überlegungen, deren Realitätstauglichkeit als Massenverkehrsmittel für Graz – abgesehen von der Finanzierbarkeit mit und ohne Bundeszuschuss – aber nicht erwiesen ist.“

Von Bürgermeister Siegfried Nagl und Holding-Vorstandssprecher Wolfgang Malik fordert Kahr nun, endlich die Karten auf den Tisch zu legen: „Wenn es die angekündigten Machbarkeitsstudien gibt, gehören die Pläne für Gondel und U-Bahn durch eine unabhängige Expertenrunde geprüft. Dann werden wir sehen, ob diese Ideen einem Systemvergleich mit dem Ausbau des konventionellen, aber erprobten Duos Bim-Bus standhalten“, so Kahr. Klar sei, dass es dann eine politische Entscheidung geben müsse, denn alle vier ÖV-Verkehrsträger – also Bus und Bim, U-Bahn und Gondel – werde sich Graz in Anschaffung und Betrieb auch mit tatkräftigster Hilfe von Land und Bund nicht leisten können:Es muss uns klar sein, dass dies eine Systementscheidung von großer Tragweite ist, die auch die gesamte Verkehrsstrategie der Stadt beeinflusst.“

Kahr: „Ich persönlich bin ja der Meinung, dass wir mit den Flächenressourcen zu ebener Erd' das Auskommen finden sollten, da und dort auch den Mut zur Neuverteilung dieser Flächen aufbringen müssen und uns nicht in andere Ebenen nach oben oder unten, also in Gondel und U-Bahn, flüchten sollten.“ Für Kahr gilt das Motto: „Lieber auf die Verbesserung eines eingespielten und bewährten Systems setzen, als riskanten, im Endeffekt teuren und unerprobten Projekten nachzujagen, die abgehoben sind von den tatsächlichen  Mobilitätsbedürfnissen der Grazerinnen und Grazer.“

 

Veröffentlicht: 4. Mai 2018

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