Ein Augarten für alle!
Kommentar von Gemeinderat Horst Alic.
Als im April des Vorjahres die Augartenbucht für die Presse freigegeben wurde, war selbst die für die Grünanlagen zuständige Firma überrascht und konnte daher für die logisch folgenden Schäden am Rasen nicht haften. Ein ganz anderer aber wesentlicher Punkt fällt wohl unter die Kategorie „Show und Selbstdarstellung statt Sozialem“: Es gibt nämlich Leute in dieser Stadt, deren Wohnung so klein ist, dass sie raus müssen.
Für sie war der Augarten schon immer beliebter Treffpunkt. Gerade weil man hier unter sich war, im vollen Bewusstsein, niemanden zu belästigen, wenn es einmal lauter oder später oder oft eben beides wurde. Hier unter den Kastanienbäumen zwischen Trinkbrunnen und Wasserklosett wurden Eigenheiten geduldet, mit denen man anderen Ortes schiefe Blicke erntet. Weder von der Exekutive verfolgt noch von Sozialarbeitern gegängelt.
Und dann gibt es noch die, denen der Augarten so gefiel, weil man hier weg war von Dauerbespaßung und einfach in Ruhe allein oder gemeinsam nur das mitgebracht hat, was man braucht. Für uns alle wird der Augarten wohl zu klein werden. Größer hat ihn die Bucht nicht gemacht, so wie es behauptet wurde.
Unsere Identität ergibt sich aus uns allen, die wir hier leben und nicht aus Leuchttürmen oder Projekten, seien es nun Buchten oder Bauwerke. Eventisierung wird das Bedürfnis der Grazerinnen und Grazer nach Ruhe nicht stillen.
Ihr Horst Alic
Veröffentlicht: 7. Mai 2021