85 Jahre Reichspogromnacht
Elke Kahr: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannte auch in Graz die Synagoge. „Reichskristallnacht“ – so nannten die Nazis zynisch ihre Pogrome. Dass die Terror-Aktionen kein „spontaner Ausbruch des Volkszorns“ waren, wie es die Nazis behaupteten, sondern von langer Hand geplant, ist heute längst erwiesen. Systematische Gewalt, entmenschlichende Demütigungen und zerstörerische Flammen waren der Beginn einer beispiellosen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung – auch in Graz.
Viele haben zugesehen, „aber Gejubelt hat niemand“, erinnerte sich Willi Gaisch, später lange Jahre Landesobmann der KPÖ Steiermark, der als 16-jähriger vom Augarten aus das wütende Niederbrennen beobachtete. Er wurde von den Nazis nicht nur als Kommunist politisch, sondern als Sohn einer Jüdin „rassisch“ verfolgt.
Verfolgung und Widerstand
Die Terrorakte der Nacht vom 9. auf den 10. November waren erst der Auftakt. Am Ende stand die systematische Auslöschung des jüdischen Lebens, der industrialisierte Massenmord in den Vernichtungslagern. Kommunisten und Kommunistinnen leisteten Widerstand dagegen.
Gaischs Vorgänger als Landesvorsitzender des Kommunistischen Partei war Franz Leitner, der an der Befreiung des KZ Buchenwald mitwirkte und dort hunderten jüdischen Kindern das Leben rettete. Dafür wurde er als Gerechter unter den Völkern geehrte. Gestern wurde im Graz Museum seine Biografie präsentiert.
„Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“
„Eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Faschismus und autoritärem Gedankengut hat in zu vielen Köpfen nie stattgefunden. Das macht unsere Gesellschaft anfällig für menschenverachtende Ideen, für Verschwörungstheorien und antidemokratisches Gedankengut. Das ist längst ein ernstes Problem geworden“, warnte Bürgermeisterin Elke Kahr bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung am 1. November beim Internationalen Mahnmal am Grazer Zentralfriedhof.
Sie betonte, dass „in grundlegenden Fragen des Zusammenlebens wir immer Übereinstimmung brauchen, um gemeinsam eine sozial gerechte, friedliche und solidarische Gesellschaft in unserem Land und in unserer Stadt gemeinsam zu gestalten“ und hielt fest: „Deshalb können wir nur eine Lehre aus der Geschichte und aus der Gegenwart ziehen: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“
Veröffentlicht: 10. November 2023